Sitzen als Sterberisiko

14.08.2012

Sitzdauer und Gesamt-Sterberisiko bei 222.497 erwachsenen Australiern

Hintergund: Längeres Sitzen gilt als abträglich für die Gesundheit, doch Belege für die unabhängige Relation zwischen Gesamt-Sitzdauer und Gesamt-Sterblichkeit gibt es nur wenige. Ziel dieser Studie war die Ermittlung der unabhängigen Relation zwischen Sitzdauer und Gesamt-Sterblichkeit. Methoden: Wir setzten prospektive Fragebogendaten von 222.497 Personen im Alter von 45 Jahren aufwärts aus der 45 and Up Study in Beziehung zu Mortalitätsdaten des Standesamts New South Wales (Australien) von 1. Februar 2006 bis 31. Dezember 2010. Mit dem Cox-Modell (Proportionales Hazards-Modell) wurde die Gesamt-Sterblichkeit in Beziehung zur Sitzdauer gesetzt, korrigiert um mögliche Einflussfaktoren wie Geschlecht, Alter, Bildung,  städtischer/ländlicher Wohnsitz, körperliche Aktivität, BMI, Rauchverhalten, gesundheitliche Selbsteinschätzung und Behinderungen. Ergebnisse: In 621.695 Mannjahren Nachverfolgung (durchschnittlich 2,8 Jahre) wurden 5405 Todesfälle registriert. Die Gesamtsterblichkeits-Hazardwerte betrugen 1,02 (95 % Vertrauensintervall, 0,95-1,09), 1,15 (1,06-1,25) und 1,40 (1,27-1,55) für 4 bis unter 8, 8 bis unter 11 bzw. 11 und mehr Stunden Sitzen pro Tag, im Vergleich zu weniger als 4 Stunden pro Tag, korrigiert um körperliche Aktivität und andere Einflussfaktoren. Die auf die Grundgesamtheit bezogene Fraktion für das Sitzen betrug 6,9 %. Der Zusammenhang zwischen Sitzen und Gesamt-Sterblichkeit zeigte sich für alle Geschlechter, Altersgruppen, BMI-Kategorien und körperlichen Aktivitätsgrade konstant, ebenso für gesunde Probanden im Vergleich zu solchen mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mellitus. Schlussfolgerungen: Längeres Sitzen ist ein Risikofaktor für die Gesamt-Sterblichkeit, unabhängig von der körperlichen Aktivität. Die öffentlichen Gesundheitsprogramme sollten neben der Steigerung der körperlichen Aktivität Wert auf eine Verringerung der Sitzdauer legen. Arch Intern Med. 2012; 172(6);494-500 Der Nutzen einer körperlich aktiven Lebensweise ist bekannt, während die durch körperliche Inaktivität verursachten Todesfälle weltweit auf 6 % geschätzt werden. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt Erwachsenen, über die Woche verteilt wenigstens 150 Minuten zumindest mäßig intensiven Ausdauersport zu treiben, um ihr Risiko für chronische Krankheiten einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2 und bestimmte Krebsarten zu verringern. Sitzende Tätigkeiten sind laut Definition solche, die mit nicht mehr als 1,5 metabolischen Äquivalenten einhergehen, dazu gehören das Sitzen und das Liegen. Diese Verhaltensweisen werden generell von Inaktivität unterschieden, mit der das Fehlen mäßiger oder heftiger körperlicher Aktivität gemeint ist (> 3 metabolische Äquivalente). Lesen Sie hier den Original-Artikel "Sitting Time and All-Cause Mortality Risk"